Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben durcheinandergebracht und so manche bislang fest etablierten Alltagsstrukturen zunichte gemacht. Welche körperlichen und psychischen Auswirkungen wir im Pflegebereich durch die Coronalage zu verzeichnen haben, soll im Folgenden zumindest ansatzweise zusammengefasst werden. Hierbei werden nicht nur die Pflegekräfte, sondern auch die zu pflegenden Patienten näher betrachtet. Selbstverständlich ist die Vielfältigkeit der Belastungen weitaus komplexer als es eine momentane verallgemeinerte Darstellung zulässt.
Die Bundesregierung und ihre Einschätzung der Lage
Auf der Webseite Zusammen gegen Corona der Bundesregierung fasst das Bundesministerium für Gesundheit einige Punkte wie folgt zusammen: „Es ist nicht überraschend, wenn viele von uns die momentanen Einschränkungen als belastend empfinden. In einer Zeit, in der wir so wenig Kontakt wie möglich mit anderen haben sollen, sind Gefühle der Einsamkeit und Traurigkeit normal. Auch Frustration und Ärger sind in dieser stressgeladenen Situation verständlich. Ebenso kann die Flut an Meldungen und Bildern aus Deutschland und der Welt beunruhigend sein. Dazu kommt die Sorge um die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden von Familienmitgliedern, Freundinnen und Freunden. Nicht zuletzt kann die Unsicherheit, wie es weitergehen soll, an den Nerven zerren.“ (Quelle: https://www.zusammengegencorona.de/informieren/psychisch-stabil-bleiben/, aufgerufen am 27.09.21). Besonders stark ausgeprägte Gefühle der Einsamkeit und Traurigkeit waren demnach sehr präsent während der Corona-Pandemie, insbesondere der Lock-Down-Monate, und Kontaktbeschränkungen haben ein persönliches soziales Miteinander fast komplett ausgelöscht.
Digitale Medien sind kein adäquater Ersatz für direkte Kommunikation
Viele Teile der täglichen Kommunikation haben sich zwangsweise ins Internet verlagert, wo beispielsweise über soziale Netzwerke, Messenger-Dienste oder berufliche Onlinesitzungen der Kontakt und die Gespräche mit Freunden, Familie und Kollegen stattfinden konnten – ersetzt haben diese die persönlichen Gespräche allerdings mit Sicherheit nicht. Während Kindern die realen Spielgefährten fehlten, waren viele Teenager frustriert darüber, dass ihr gesamtes, mühsam erarbeitetes, Sozialleben stillgelegt wurde. Zahlreiche Eltern mussten die vielen negativen Gefühle auffangen. Viele ältere Menschen vermissten die Nähe und Besuche ihrer Familie und waren teils komplett auf den alleinigen Kontakt zum Pflegepersonal angewiesen, was den Druck auf jeden Einzelnen zusätzlich enorm erhöhte.
Das Pflegepersonal in der Doppelbelastung – Vereinsamung und Verantwortung
© Johann Saba, Stabsstelle Kommunikation & Medien, Universitätsklinikum Bonn
Medizinisch-Technische Assistentinnen und Assistenten (MTAs) – litten in der Pandemie besonders oft unter Depressions-Symptomen und Ängsten.
Während sich das Pflegepersonal in Zeiten von Corona bemüht unter den neuen harten Bedingungen den sowieso bereits anspruchsvollen Job zu machen, der dringender denn je ausgefüllt werden muss und an gesellschaftlicher Wichtigkeit zunimmt, haben sie quasi eine doppelte Last zu tragen. Im eigenen Privatleben drohte einerseits die Vereinsamung durch Kontaktbeschränkungen, im Arbeitsalltag andererseits waren sie, abgesehen von der Überbelastung der Stationen durch Covid-19 Fälle und der ohnehin zahlreichen Überstunden, die oft einzige Kontaktperson für pflegebedürftige Menschen und mussten somit für viele Menschen eine neu entstandene Leere ausfüllen.
Hinzu kam die ständige Sorge um eine eigene Ansteckung, die der Familie oder der umsorgten Patienten. Während im Privaten wie Beruflichen die meisten Menschen sich und andere zu schützen versuchten, und wo es möglich war Homeoffice machten, waren einige Arbeitnehmer aus bestimmten Berufsgruppen gefragter als je zuvor und konnten dies nicht in Anspruch nehmen.
Wie in einer Studie der Uni Bonn herausgefunden wurde, seien es nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen, sondern [d]arunter waren neben dem ärztlichen Personal und den Pflegekräften auch zwei Gruppen, die in der Diskussion bislang vernachlässigt wurden“, erklärt Prof. Dr. Franziska Geiser, Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. „Einerseits die vergleichsweise kleine Zahl der Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Kliniken. Und andererseits die vielen medizinisch-technischen Angestellten – die MTAs in den Untersuchungsbereichen, der Radiologie und den Laboren.“ (Quelle: https://www.uni-bonn.de/de/neues/183-2021, aufgerufen am 27.09.21). Ergebnis der im Juli 2021 beendeten Studie ist, dass mehr als 20 Prozent der Befragten angaben, Depressions- oder Angstsymptome in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß zu spüren. Vermutlich ist aber die Dunkelziffer und landesweite Quote noch höher.
Häufige Symptome des ärztlichen Personals und Pflegekräften sind:
- Depressionen
- Angstzustände
- Unruhe
- Schlafstörungen
Laut der Mediclin Seepark Klinik (Quelle: https://www.seepark-klinik.de/fachbereiche-krankheitsbilder/krankheitsbilder-a-z/psychische-folgen-der-corona-pandemie/#symptome, aufgerufen am 26.10.21) sind insgesamt in der Bevölkerung folgende Entwicklungen „Durch die Pandemie und deren Folgen ausgelöste oder verstärkte Störungen [zu beobachten]:
- Depressionen oder depressive Befürchtungen
- Panikstörungen
- Angststörungen
- Zwangsstörungen im Zusammenhang mit spezifischen Hygienevorschriften
- Klaustrophobische Ängste durch Ausgangsrestriktionen
- Komplizierte und verlängerte Trauerreaktionen
- Erschöpfungssyndrom nach schweren Erkrankungen
- Konzentrationsstörungen
- Funktionelle körperliche Beschwerden als allgemeine Folgereaktion
- verschlechterte allgemeine Leistungsfähigkeit als Folge der schweren Viruserkrankung
- verschlechterte chronisch internistische Erkrankungen
- Depressionen nach einer traumatisch erlebten Behandlung von Angehörigen mit Covid-19-Erkrankung und/oder deren Todesfällen.“
Nähe und Distanz, eine Disruption der bekannten Modelle und ihre Auswirkungen
Die Nähe-Distanz-Modelle, die wir kannten, sind komplett durcheinandergebracht. Was dies ausgelöst hat und noch auslösen wird, beschreiben Robert Bering und Christiane Eichenberg: „Schon heute befürchten Experten eine starke Zunahme an Suiziden, einen erheblichen Anstieg an psychischen Erkrankungen und eine signifikante Häufung von Gewalt und Missbrauch in Partnerschaften und Familien durch die auferlegte >Soziale Distanzierung< und Kontaktreduktion in unserer Gesellschaft in den kommenden Monaten. Dann erweist sich Nähe und Enge als Zündstoff und Brandbeschleuniger für gravierende Konflikte.“ (Quelle: Bering, Robert/ Eichenberg, Christiane (Hrsg.): Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise, S. 57). Was wir nun dringend tun müssen ist stets wachsam sein, die Augen offenhalten und sie nicht vor den Folgen der Pandemie zu verschließen. Erlebte Traumata erkennen und aufarbeiten, sich Hilfe holen und anderen Hilfe bieten. Das Miteinander wieder in den Vordergrund rücken. „Eine Traumafolgestörung kann sich als Angststörung äußern oder auch als Depression. Die mit Abstand häufigste Traumafolgestörung ist jedoch das so genannte posttraumatische Belastungssyndrom, kurz: PTBS. Typisch für dieses Syndrom sind wiederkehrende und quälende Erinnerungen, ein Zustand der Übererregung (Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Nervosität, Überwachsamkeit und Aggressionen), eine veränderte Stimmung und veränderte Gedanken sowie Vermeidungsverhalten.“ (Quelle: https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/coronavirus/psychische-folgen-nach-covid-19-770923 , aufgerufen am 26.10.21).
Körperliche Auswirkungen der Corona-Pandemie
Genau wie die psychischen Auswirkungen sind auch die körperlichen Einschränkungen vielseitig. Das Pflegepersonal ist physisch überlastet, hinzu kam die eingeschränkte Möglichkeit selbst ausgleichenden Sport auszuüben oder sich gar einfach einmal ausreichend auszuruhen. Viele pflegebedürftige Menschen konnten nicht wie gewohnt ins Freie gehen und sich bei Spaziergängen körperlich verausgaben oder frische Luft schnuppern. „Wer funktionale Einschränkungen hat, gibt öfter reduzierte Aktivitäten bei Sport und Spazierengehen an. Wer mit funktionalen Einschränkungen lebt, reduziert gemäß Selbstangaben häufiger als nicht in dieser Weise eingeschränkte Menschen die Sportaktivitäten (32,2 vs. 26,9 Prozent) und verringert tendenziell auch häufiger das Spazierengehen (11,9 vs. 7,4 Prozent).“
Folgende Abbildung der DZA (Quelle: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/DZA_Aktuell/DZA_Aktuell_03_2021_Koerperliche_Aktivitaet_in_der_Corona-Pandemie.pdf, aufgerufen am 26.10.21) gibt einen Überblick über die Entwicklung von Bewegung während der Corona-Pandemie:
Abbildung 2: Selbstberichtete Veränderung der körperlichen Aktivität (Sport und Spazierengehen) nach Altersgruppen (in Prozent).
Zudem gab es viele Krankheiten und Operationen, die nicht behandelt bzw. durchgeführt werden konnten, weil medizinisches Personal und die Krankenhäuser anderweitig ausgelastet waren.
Mögliche Resilienzfaktoren und was dies für die Zukunft bedeuten kann
Untersucht wurden in diversen Studien ebenfalls Faktoren, die dabei helfen sollen, den psychischen Symptomen nicht so stark ausgesetzt zu sein. Dies ist dahingehend enorm wichtig für das weitere Vorgehen in der Corona-Krise, um vorhandenes Personal zu unterstützen und es nicht mit seinen Krankheiten und Problemen allein zu lassen. Genauso wichtig wird es in Zukunft sein auch neues Personal im Vorfeld vor der enormen Belastung zu schützen. Die Uni Bonn schreibt hierzu: „Zudem wurden drei mögliche sogenannte „Resilienzfaktoren“ erhoben, von denen man annimmt, dass sie gegen psychische Folgen von Stress schützen:
– soziale Unterstützung,
– Religiosität
– Kohärenzgefühl.“
Den letzten Punkt erklären sie wie folgt: „Als besonders wichtig stellte sich darin die empfundene Kohärenz heraus – vereinfacht gesagt: das Gefühl, dass das Leben sinnvoll ist und Herausforderungen verständlich eingeordnet werden können.“ (Quelle: https://www.uni-bonn.de/de/neues/183-2021, aufgerufen am 14.10.21). Aus der weitreichenden Krise lernen heißt die Devise und sich so gut wie nur möglich für alles Kommende bestmöglich zu rüsten.
Die Unterstützung seitens der Arbeitgeber weist Lücken auf
Eine Pflegestudie unter https://www.coachforcare.de untersuchte die Unterstützung der Arbeitnehmer durch deren Arbeitgeber bei der Vorsorge physischer und psychischer Belastungen und zeigte bereits im Juni 2020 erhebliche Lücken auf. Weniger als jeder 5. Arbeitnehmer gab an, vom Arbeitgeber Hilfestellung bei diesen Themen zu bekommen:
(Quelle: https://www.coachforcare.de/studie-pflege-in-zeiten-von-corona.html, aufgerufen am 14.10.21).
An diesen Punkten muss sich in der Zukunft definitiv einiges tun. Ein Bewusstsein muss geschaffen werden dafür, dass eine sofortige und langfristige Unterstützung bei Themen der körperlichen und psychischen Gesundheit auch langfristig zufriedene und gesunde Arbeitnehmer schafft. Krankmeldungen oder gar Kündigungen könnten so drastisch reduziert werden.
Die Personalvermittlung tele trust und unser Beitrag für die Zukunft im Pflegebereich
Uns allen ist schon länger klar: Die durch Covid-19 entstandenen Probleme werden nachhaltig noch da sein, auch wenn viele Bereiche des Lebens nun wieder ihren Lauf nehmen. Es gilt psychische und physische Auswirkungen der Pandemie ernst zu nehmen und Hilfestellungen anzubieten. Wir als tele trust Personalvermittler in der Pflege wollen bewusst darauf achten, dass unsere Mitarbeiter gestärkt in ein Arbeitsverhältnis bei Ihnen eintreten und eine soziale Integration erfahren. Die oben erläuterten Resilienzfaktoren sollen hierbei eine große Rolle spielen und werden von unseren Mitarbeitern der Pflege bei tele trust aktiv unterstützt. Unsere speziellen Betreuungsprogramme und der intensive Austausch vor, während und nach der Arbeitsvermittlung durch unsere Personalvermittler in der Pflege von tele trust ermöglichen es, die Einsamkeit und Belastung durch Kommunikation und Hilfestellung zu senken. Gemeinsam sind wir stark – auch „nach“ Corona.